„Sollte ich jetzt mitten in der Krise mit einer MES Auswahl starten? Oder lieber warten, bis sich die Situation beruhigt hat und klarer ist, wo die Reise hin geht?“
Viele Unternehmen fahren in der aktuellen Situation „auf Sicht“. Das ist absolut nachvollziehbar und völlig klar.
Trotzdem ist die eingangs erwähnte Frage damit nicht hinfällig – im Gegenteil!
Alle spüren es: Veränderung liegt in der Luft. Und sicher fragt sich das ein oder andere Unternehmen:
Wir wollen mit der Digitalisierung der Produktion starten. Aber: „Sollte ich jetzt mitten in der Krise mit einer MES Auswahl starten? Oder lieber warten, bis sich die Situation beruhigt hat und klarer ist, wo die Reise hin geht?“
Eine spannende Frage.
Sie beinhaltet sowohl den Aspekt „Wann ist denn ein guter Zeitpunkt für die MES Auswahl“ als auch „welche Randbedingungen sollten denn gegeben sein?“ Ich persönlich würde noch ergänzen: „Was bringt mir das, was kommt heraus?“ und ganz wichtig „Warum sollte ich das tun?“.
Die Digitalisierung schläft nicht.
Die vergangenen Wochen haben gezeigt, wie schnell sich Situationen ändern können. Wir leben in einer Informationsgesellschaft, das ist glaube ich inzwischen mehr als deutlich angekommen.
Das gilt für das Privatleben und ebenso für das Geschäftsleben. Unternehmen die Themen wie Homeoffice, Remote Zugänge für Wartung oder eben auch die digitale Überwachung der Produktion bisher eher langsam angegangen sind oder gar nicht auf der Agenda hatten, wurden ziemlich kalt erwischt.
Einen bestehenden Logistikablauf, Auftragsabwicklung oder ein bestehendes Schichtsystem krempeln Sie eben nicht von heute auf morgen um oder zumindest nur mit „enormen Schmerzen“. Ein wichtiger Aspekt ist dabei der Informations- und Datenaustausch zwischen allen Beteiligten. Haben Sie alle Keyplayer und „Auskenner“ vor Ort ist es einfach, Dinge auf Zuruf mal etwas anders zu machen als sonst bzw. auf eine besondere Situation zu reagieren. Anders sieht es aus, wenn eben diese Keyplayer und „Auskenner“ zu Hause sind. Um dann flexibel reagieren zu können, benötigen Sie also die wichtigsten Prozessablauf-, Auftrags-, Logistik-, Produktionsinformationen in einem System. Nur dann sind Sie in der Lage, den Überblick zu wahren. Das setzt allerdings voraus, dass Sie in der Vergangenheit „ihre Hausaufgaben“ gemacht haben.
Es zeigt sich ganz deutlich: Ob wir die Informationsgesellschaft, die Digitalisierung oder Industrie 4.0 wollen oder nicht, spielt keine Rolle. Aussitzen wird definitiv nicht funktionieren! Es gilt der alte Spruch: „Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit“. Genauso ist es.
„Die Katze ist aus dem Sack!“
Das gilt definitiv für Themen wie Homeoffice, Online Konferenzen, Online Schulungen, Online Beratung etc. Man muss kein Prophet sein um festzustellen: ein Zurück auf „Normal“ – also den Zustand 1:1 vor Corona – wird es so nicht geben! So hat z.B. Twitter gerade angekündigt, Homeoffice permanent zu nutzen.
Ein Gedanke:
Aufgrund der aussergewöhnlichen Situation konnten wir viele Dinge nicht tun: ins Restaurant gehen, u.U. nicht in die Firma gehen, ins direkte Gespräch gehen, ob im privaten oder beruflichen Umfeld. Was haben wir stattdessen getan? Wir haben Online Essen bestellt oder per Online Webkonferenz den Kontakt mit Freunden und Kollegen gepflegt. Wir haben die Möglichkeiten von Online Universitäten oder anderen Weiterbildungen genutzt. Und wir haben festgestellt: so schlecht ist das gar nicht – es funktioniert sogar richtig gut. Mit einem Wort – wir haben weitere „Online Habits“ ausgebildet und egal wie lange die Ausnahmesituation noch gehen wird – diese werden uns weiter begleiten und unser Handeln beeinflussen.
Ich sehe es positiv: die gegenwärtige Ausnahmesituation stellt viele Überzeugungen und Denkmuster auf den Kopf. Mit dem positiven Gefühl, was alles möglich ist bin ich sicher, dass sich daraus spannende Perspektiven für die zukünftige Zusammenarbeit im Unternehmen aber auch mit Partnern und Kunden ergeben!
So haben die vergangenen Wochen gezeigt, das vieles möglich ist, was vor Corona strikt abgelehnt oder in Frage gestellt wurde. Die notwendigen Software Tools sind seit Jahren vorhanden, es werden immer mehr und sie werden immer besser, sicherer und effizienter. Die letzten Wochen haben ausserdem eindrucksvoll belegt, dass dank Digitalisierung (also der Nutzung von Infrastruktur und Technologie) das gesamte soziale Leben in der Gesellschaft aufrecht erhalten wurde.
Und es ist noch jede Menge Nachholbedarf. Das bestätigt auch der diesjährige Cisco Digital Readiness Index (Link zur Studie), der für Deutschland einen Abstieg um 8 Plätze sieht. Das trifft vor allem auf die Bereiche Infrastruktur und Technologienutzung zu.
Dabei hilft uns eine sinnvolle Digitalisierung im Unternehmen, nicht nur die Produktion und Wertschöpfung effizient zu betreiben, sondern auch ganz neue Potentiale zu heben. Daten und Informationen können uns verraten, wie sich Dinge ändern und entwickeln. Das gilt nicht nur für (Ver)Änderungen in der Produktion, Ihrer Maschinen, Ihrer Produkte sondern auch für (Ver)Änderungen in der Logistik, in der Belegschaft, im Abrechnungsmodus, bei Ihren Kunden, bei Ihren Zulieferern – kurzum Änderungen im Innen und Aussen Ihres Unternehmens. Das sind eine Menge Informations- und Datenströme, die es zu sammeln, zu verarbeiten und vor allem auszuwerten gilt. Hierzu benötigt es ein entsprechendes Mindset im Unternehmen, die Daten auch als wichtigen „Rohstoff“ zu begreifen und dementsprechend zu handeln.
Firmen, die das erkannt haben, sind daher bereits unterwegs in verschiedenen Projekten und Programmen zum Thema Digitalisierung. Sie wissen, es benötigt Zeit, um Projekte und Mindset aufzubauen. Gerade jetzt, wo jedes Unternehmen sich ohnehin strategische Gedanken machen muss, sollte daher das Thema Digitalisierung ganz oben auf der Agenda stehen. Und bitte nicht, weil man ja „digitalisieren muss“. Stattdessen bitte mit einer Idee, warum Sie digitalisieren und wo sie anfangen möchten.
Was ist Ihre Meinung? Investieren oder Abwarten?
Was ist Ihr Weg zur Industrie 4.0?
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