Einige Tipps und Anregungen. Dazu das Warum hinter: „Klarheit und ein Roter Faden“.
Letzter Teil der Blogserie „Klarheit bei der MES Auswahl“.
Wie versprochen soll es im letzten Teil zum Thema „Klarheit bei der MES Auswahl“ noch um einige praktische Tipps und Anregungen gehen.
Tipps und Anregungen
Anforderungen & Lastenheft.
Ihre Anforderungen sollten in einem Lastenheft niedergelegt werden. Dies ist Teil der Ausschreibung an die MES Hersteller. Soweit, so nachvollziehbar.
Natürlich ist es Arbeit, sich im Vorfeld Gedanken zu machen, welche technischen, nicht-technischen bzw. Integrativen Anforderungen man hat. Trotzdem: je besser dies im Vorfeld erarbeitet wurde, desto einfacher ist es im weiteren Auswahl Prozess, diese Anforderungen auch einzufordern bzw. Lösungen dafür zu diskutieren. Als Beispiel soll hier noch einmal das bereits beschriebene Performance Thema angeführt werden: klare Vorgaben Ihrerseits ermöglichen im weiteren Verlauf klare Aussagen hinsichtlich benötigter Hardware, Übertragungsraten etc. Wichtig: Sie ermöglichen aber auch eine entsprechende Erfolgskontrolle.
Achten Sie darauf, dass auch Ihre Randbedingungen nicht zu kurz kommen. Klare Aussagen zu Ihrer (Projekt- und Einführungs-)Zeitleiste, dem Umfang und speziellen Themen ermöglicht es der Anbieter Seite, gezielte Lösungsvorschläge einzubringen und auch darzustellen, wie ein Projekt unter den gegebenen Randbedingungen aussehen könnte.
Nochmals zu Ihrer Maschinenliste:
Machen Sie sich den Aufwand, erstellen Sie eine Übersicht all Ihrer Maschinen. Details können Sie hier noch einmal nachlesen.
Warum?
Zum Einen können Sie damit recht gut den Umfang der Integration nachvollziehen, den der MES Hersteller veranschlagt. Sie nehmen damit nämlich ein ganzes Stück an „Grauzone“ aus der Angebotserstellung heraus, denn über die Liste ist recht gut erkennbar, wie viele Tools und Tooltypen es gibt, ob dabei „Exoten“ sind und wie weit Schnittstellen-Standards gegeben sind. Das alles bietet die Möglichkeit einer relativ klaren Bewertung hinsichtlich der erforderlichen Integrationsaufwände, ohne sich auf Schätzungen verlegen zu müssen.
Zum Anderen bietet diese Liste auch die Möglichkeit, sich über verschiedene Integrationswege und -phasen Gedanken zu machen bzw. Diese über die Angebote zu diskutieren und zu vergleichen. So steht die Frage des Trainings und des Umfanges an gewünschtem Projektsupport zur Maschinenintegration in direktem Zusammenhang mit Ihren Wünschen und Vorstellungen. Haben Sie ein Team, dass künftig die Maschinenintegration übernehmen soll? Wie soll dieses Team trainiert und ins Projekt eingebunden werden? Eignet sich die Lösung zur Maschinenintegration dazu, spätere Integrationen komplett selbst erledigen zu können?
Ihr Ausschreibungspaket sollte also (mindestens) beinhalten:
- Ihre Randbedingungen wie avisierte Zeitleisten, Phasen, Umfang des Projektes
- Welche Informationen wünschen Sie sich vom Hersteller?
- Trainingsanforderungen, Projektanforderungen
- Ihr Lastenheft mit technischen, nicht-technischen sowie Integrationsanforderungen
- Kommerzielle Aspekte (z.B. Aufbau des Angebotes)
- Weitere Punkte
Formulieren Sie alles, was Ihnen wichtig ist.
Bleiben Sie pragmatisch.
Ich hatte es schon erwähnt: es ist wenig sinnvoll, Excel Listen mit 500+ technischen Einzelpunkten 1:1 miteinander zu vergleichen. Zum Einen werden Sie hinsichtlich des Names verschiedener Funktionalitäten die Erfahrungen machen: das „Baby“ heisst überall anders. Schnell kommt man dann ins Grübeln: „ist es nun die gleiche Funktionalität, oder doch nicht“
Stellen sie sich besser immer die Frage: „wie kann ich erkennen, ob das vorgestelltem MES zu unserem Unternehmen passt?“
Ein reiner Feature vergleich wird diese Frage nicht beantworten! Daher: suchen Sie Anwendungsfälle und dokumentieren Sie diese. Bitten Sie dann um eine individuelle MES Demo. Dieser Aufwand lohnt sich unbedingt!
Pragmatisch bleiben, heisst auch Fokus auf Ihre wesentlichen Projektziele zu halten. Glauben Sie mir, im Verlauf des Auswahl Prozesses werden Sie mit Informationen überschüttet. Dies liegt natürlich in der Natur der Sache, kann aber eben auch dazu führen, dass die Auswahlzeitleiste „aus dem Ruder“ läuft.
Daten
Nochmals ein Wort zum Thema „Daten“ – einfach weil es so wichtig ist. – Aufwand gerechtfertigt!
Das MES hilft Ihnen, Ihre Produktion zu steuern und zu überwachen. Das Ganze basierend auf „ZDF – Zahlten, Daten, Fakten“. Umso wichtiger ist es, dass Sie sich auf die einlaufenden Daten verlassen können. Nur dann ist gewährleistet, dass Auswertungen oder Steuerung und Orchestrierung verschiedener Ablaufe in der Produktion tatsächlich auch sauber funktioniert. Dazu gehören saubere Stammdaten genau so wie die Kenntnis, welche Quellen denn alles an Ihr MES angebunden sind.
Nutzen Sie auch die Chance zur Datenberäumung, – korrektur bzw. Konsolidierung. Legen Sie fest, welches System der „Master“ für bestimmte Daten ist. Denken Sie auch an die Organisation: wer ist verantwortlich für welche Stammdaten?
Sehen Sie das Einführungsprojekt bzw. auch schon den Auswahlprozess als Chance, Ordnung in den Daten herzustellen. Glaubten Sie mir: später im operativen Betrieb ist es unheimlich schwierig, solche Korrekturen noch vorzunehmen. Als Folge davon haben Sie dann eben wieder Unklarheiten, unsaubere Datenlage für Entscheidungen, Probleme mit Schnittstellen zwischen Systemen usw. – also genau das was Sie eigentlich in Zukunft besser machen wollten 😉
Zu dem Thema wird es sicher weitere Blogartikel geben!
Kommunikation / Change management
Ich kann es nicht genug betonen: die Einführung eine MES betrifft viele Bereiche Ihres Unternehmens und ganz sicher nicht nur die IT bzw. Die Produktion. Umso wichtiger ist also eine klare, saubere Kommunikation verbunden unbedingt mit dem klaren Statement und Rückendeckung der Geschäftsleitung.
Das Thema Industrie 4.0 / Digitalisierung / Automatisierung erzeugt definitiv viele Emotionen und Fragen. Umso wichtiger ist es, sauber zu kommunizieren, was geplant ist, was die Zeitleisten und betroffene Bereiche sind und vor allem: was Ihr Ziel als Unternehmen hinter dem Ganzen ist. Nehmen Sie Rückfragen und Bedenken ernst!
Neben der Ankündigung sollte es auch regelmäßige Aussagen zum Fortschritt des Projektes geben. Gehen Sie davon aus, dass neben der betroffenen Produktionsabteilung/ Produktionslinie noch viele weitere Kollegen direkt mit dem neuen System in Berührung kommen werden: Auftragsabwicklung, Produktionssteuerung/-leitung, Ihre Logistik, Ihre Warenwirtschaft… Nehmen Sie die Kollegen bitte von Anfang an mit ins Boot!
Roter Faden
Ganz wichtig: Behalten Sie den Roten Faden! Sie befinden sich in einem Prozess – damit meine ich nicht nur den Auswahlprozess selbst, sondern Ihren Prozess in Richtung Digitalisierung und Automatisierung Ihrer Produktion. Jederzeit können jede Menge neuer Fragen und Themen auftauchen – umso wichtiger ist es, den Fokus beizubehalten.
Famous last Words
Das Thema Roter Faden bringt mich zum Abschluss:
Das Wort „Klarheit“ habe ich sicher in den letzten Blogbeiträgen fast schon überstrapaziert. Trotzdem kann man es gar nicht genug betonen!
Warum?
Das Ganze ist ein Prozess. Es ist eine Reise. Sie lernen sozusagen beim Gehen.
Die Auswahl eines MES ist dabei nur der Beginn der Reise. Schliesslich wollen Sie ja kein MES kaufen, weil es gerade angesagt ist. Sie investieren in ein MES, um Ihre Firma entscheidend voran zu bringen, sie investieren in die Digitalisierung und Automatisierung Ihrer Produktion. Sicher haben Sie eine (erste) Idee oder Vision, was Industrie 4.0 für Ihr Unternehmen bedeutet. Sie wollen Ihre Produktion, Ihr Unternehmen voran bringen und fit für die Zukunft machen!
Damit das gelingt, muss aber das MES eben nicht nur ausgewählt und gekauft, sondern vor allem bei Ihnen im Unternehmen integriert sein. Damit meine ich nicht nur die technische Integration, viel wichtiger ist es, dass das Mindset im Unternehmen stimmt und die Kollegen mit dem neuen MES arbeiten!
Damit sind wir bei Klarheit und dem Roten Faden durch den Gesamtprozess:
Die Schritte zur Auswahl und zur Integration des neuen MES bauen aufeinander auf. Soll heissen: je besser sie die „Hausaufgaben“ in einer Phase erledigt haben, desto „einfacher und klarer“ wird Ihnen die Folgephase von der Hand gehen.
Ist das nicht der Fall, werden Ihnen „offene Hausaufgaben“ in Form von Rückfragen, technischen Themen oder Schnittstellenproblemen wieder begegnen. Dann kreiseln Sie in einer späteren Projektphase, schlimmstenfalls dann wenn Sie „live“ sind.
Klarheit hilft Ihnen aber auch unheimlich in der Kommunikation:
- sich selbst gegenüber
- Ihrem internen Auftraggeber gegenüber
- Firmen intern
- Gegenüber MES Hersteller und ggf. weiteren externen Partnern
Dieser ganze Aufwand lohnt sich unbedingt. Nicht nur, dass Sie zu einem reibungsloseren Projektverlauf kommen, sondern auch im Hinblick auf den ROI. Der kommt nämlich erst dann zum Tragen, wenn das MES bei Ihnen „auf der Strasse“ ist, sprich aktiv genutzt wird. Das sollten Sie bei einer Investition dieser Größenordnung immer im Auge behalten.
Das MES ist ein erster Schritt in Richtung Industrie 4.0. Sie werden sehen, mit jedem erfolgreich umgesetzten Anwendungsfall (Use Case) kommt der Appetit und es gibt mindestens 2 neue Anwendungsfälle, die es zu integrieren gilt.
Daher: behalten Sie Klarheit und den Roten Faden!
Sie wollen in Richtung Industrie 4.0? Nutzen Sie die Chance zum Lernen in Ihrer Organisation! Es macht unbedingt Sinn, für das MES Thema und später hinaus weitere Automatisierungsthemen ein internes Team zu haben (oder aufzubauen)!
Externer Support hilft Ihnen im Projekt auf jeden Fall – ein geschulter Blick von aussen ist sicher unerlässlich – sichern Sie sich das Knowhow und wertvolle Erkenntnisse aus vielen Projekten!!! Es gilt aber auch: Sie und Ihren Kollegen kennen Ihre Firma am besten. Sie wissen, wo sie hin wollen.
Bitte überlegen Sie sich: Macht eine Komplettübernahme der MES Auswahl von aussen mit dem Argument „wir wollen erstmal nicht auftauchen“ Sinn? Das ist zumindest fragwürdig, denn irgendwann im Prozess müssen Sie auftauchen. Spätestens in der Demo Phase ist das ein Muss und schlussendlich müssen Sie ohnehin durch die kommerziellen Aspekte. Wenn Sie allerdings bis dahin eben keine (oder nur minimale) Manpower hereingesteckt und sich Gedanken zum Projekt, zu Projektzielen, Randbedingungen, technischen, nicht-technischen Anforderungen gemacht haben, dann gehen Ihnen bereits in der Anfangsphase der Lernprozess, wichtige Erkenntnisse, Steuerungsmöglichkeiten und viel wichtiger die Klarheit für das Projekt verloren! Es lohnt sich also unbedingt, ein eigenes Team an das Thema zu setzen – gern unterstützt durch externe Expertise.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg – machen Sie sich auf und gehen Sie Ihren eigenen Weg!
Starten Sie durch. Mit Klarheit und einem Roten Faden.
Klarheit für Sie!
Klarheit und ein Roter Faden.
Genau so stellen Sie sich Ihren Weg zur Industrie 4.0 vor?
Nutzen Sie die Möglichkeit und vereinbaren Sie ein kostenloses Strategiegespräch! Ich versichere Ihnen: es lohnt sich – freuen Sie sich auf Klarheit und das gute Gefühl, definitiv einen Schritt weiter zu sein.
Klicken Sie hierzu einfach auf den blauen Button unter diesem Blogbeitrag. Ich freue mich auf Sie!