Klarheit bei der MES Auswahl #2

Wie kommt man zu Klarheit bei der Auswahl eines neuen MES? Was sind die richtigen Fragen, wenn es um die funktionalen technischen und nicht-technischen Anforderungen geht? Mehr im 2. Teil unserer Serie zur "Klarheit bei der MES Auswahl".

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Im zweiten Teil soll es rund um Ihre Anforderungen gehen:

  • Technische Anforderungen
  • Nicht-technische Anforderungen
  • Integration in Ihre Produktions bzw. IT Landschaft
  • Anforderungen an den MES Hersteller

Aber wie kommen Sie denn zu einer klaren MES Auswahl?

Die wichtigsten Fragen, als es um Ihre Ziele und Randbedingungen ging, haben wir im letzten Blogbeitrag bereits besprochen. Sollten Sie den Artikel noch nicht gelesen haben, können Sie das hier gern nachholen.

Im zweiten Teil soll es nun rund um Ihre Anforderungen gehen. Dabei werden wir uns folgende Themen genauer anschauen:

  • Technische Anforderungen
  • Nicht-technische Anforderungen
  • Integration in Ihre Produktions bzw. IT Landschaft
  • Anforderungen an den MES Hersteller

Die beiden ersten Punkte behandeln wir dabei in diesem Blogbeitrag. Los geht’s!

Klarheit für Ihre funktionalen technischen Anforderungen

Auch in dieser Phase ist es wichtig, Ihre Projektziele und Randbedingungen unbedingt im Blick zu behalten.

Um sich einen Überblick zu verschaffen bzw. die Bandbreite zu erfassen, empfiehlt sich ein Blick in die VDI Norm 5600 (Blatt 1-8) oder andere Überblicksmodelle wie z.B. von Manufacturing Enterprise Solutions Association (MESA) International: MESA Modell

Damit haben Sie zunächst eine gute Möglichkeit, ein MES auf den Funktionsumfang hin abzuklopfen, ohne sich im Detail zu verlieren.

Gehen Sie neben dem Überblick aber bitte zurück auf Ihre Projektziele, denn diese bestimmen auch die technischen Schwerpunkte.

Ein Beispiel:

Nehmen wir an, Sie haben in der Zielsetzungsphase angegeben, dass Sie Ihre Produktionslogistik verbessern wollen.

Nun ist die Frage: was genau bedeutet das für die auszuschreibenden technischen Anforderungen? Schauen Sie sich dafür Ihren Prozess „Produktionslogistik“ an. Was genau soll verbessert werden? Wo genau sollen z.B. automatisierte Nachrichten erzeugt werden? Welche Themen wollen Sie nachvollziehen können? Wer soll wann und durch welchen Trigger informiert werden etc.

Ohne hier tiefer ins Detail zu gehen, kristallisieren sich klare technische Anforderungen heraus:

  • Stammdaten: Produkte, Lager, Zulieferprodukte, Rohmaterialien inkl. Chargeninformationen, Zustandsinformationen etc.
  • Anbindung an Ihr ERP System für den Abgleich mit Ihrer Auftragsverfolgung, Lagerverwaltung, Produktverwaltung etc. – dazu auch die Frage, ob Stammdaten vom ERP übernommen werden können
  • Tracking: Produktverfolgung, Nachvollziehbarkeit von Lagerbewegungen aller Art, Nachvollziehbarkeit von Chargenwechseln, etc.
  • Nachvollziehbarkeit von Lagerbeständen z.B. auch für Lager beim Fremdfertiger
  • Qualität der Wareneingangskontrolle
  • Automatisierte Benachrichtigungen z.B. bei Abweichungen die bei der Wareneingangskontrolle aufgetreten sind
  • Prüfpläne für verschiedene Produkte bzw. Teilprodukte
  • Möglichkeiten der Verzweigung im Arbeitsplan, um Themen wie Nachmessung, Nacharbeit, Retouren etc. abzubilden
  • Automatisierte Buchungen bzw. Nachrichten, die eine logistische Aktion auslösen

Dies soll kein vollständiges Beispiel darstellen: Sie sehen, wenn Sie Ihre Prozesse näher unter die Lupe nehmen, kommen Sie quasi automatisch zu den für Sie wichtigen technischen Anforderungen. Diese Art der Analyse sollten Sie in jedem Fall für all Ihre kritischen Prozesse durchführen!

Hier noch ein paar weitere Beispiele für funktionale technische Anforderungen:

  • Arbeitspläne (Abbildung von Verzweigungen, Nacharbeit, Optionale Schritte etc.), Arbeitsplan Editor
  • WIP – „Work in Progress“
    • WIP Darstellung, Setzen von Holds, etc.
    • WIP Tracking, Historie
  • Material Tracking (Material Historie, Lokation, Behälter, Chargen etc.)
  • Experimente und Messergebnisse
  • Stücklisten
  • Binning – Klassenbildung
  • Tracking von Verbrauchsmaterial
  • Behälter/Container Management
  • Management von Kontaminationsrisiken
  • PM (Preventive Maintenance) Management
  • Dispatching (Vorgaben für Reihenfolge an der Maschine)
  • Sampling – Messintensität anhand des Produktes einstellen
  • OCAPS (Out of Control Action Plans) – wie soll mit einer Störung/Abweichung umgegangen werden?
  • Label Druck (z.B. Versandlabel, die individuelle Informationen enthalten sollen)
  • zentrale Rezeptverwaltung
  • Reporting
  • Weitere Themen z.B. Statistische Prozesskontrolle – SPC

Vielleicht haben Sie Ihre Ziele bzw. Schwerpunkte auch auf mehrere Phasen aufgeteilt. Das Gleiche könnte dann für bestimmte technische Features gelten, die Sie damit u.U. nicht von Anfang an lizensieren müssen, oder deren Priorität sie damit für den Moment verringern können.

Denken Sie daran: Sie benötigen klare Anhaltspunkte, um zu einer Entscheidung für ein MES zu kommen. Wichtige bzw. weniger wichtige oder optionale technische Anforderungen können einen solchen Anhaltspunkt darstellen.

 

Klarheit hinsichtlich Ihrer nicht-technischen Anforderungen

Neben den technischen Anforderungen spielen vor allem die nicht-technischen Anforderungen eine wichtige Rolle.

Dies sind z.B.

  • die Architektur der MES Lösung
  • Skalierbarkeit der Lösung
  • Security Fragen (Cloud, Datenbank bzw. Zugriffslösungen)
  • Performance (ein extrem wichtiger Punkt!)
  • MES Maintenance Konzept des Herstellers (Produktzyklen, Support älterer Versionen etc.)
  • Support Konzept (SLA) des MES Herstellers
  • Monitoring Konzept für das MES

Auch hier gilt wieder: die Schwerpunkte bzw. Ihre Anforderungen ergeben sich aus Ihren Zielstellungen und Randbedingungen!

Gibt es Migrationsanforderungen? Wie stark muss das MES in Ihre IT Landschaft integriert werden? So kann z.B. eine gute Modularisierung, gute Modellierungsmöglichkeiten oder eine elegante Messagingstruktur die Integration oder Migration ungemein erleichtern. Eine zukunftsorientiere, offene Architektur garantiert Ihnen darüber hinaus, dass Sie auch in einigen Jahren Ihre Ausbaufähigkeit der Lösung nicht verlieren.

Wichtig ist auch zu klären, inwieweit es Anforderungen bzw. Regelungen Ihrer IT gibt, die es zu beachten gilt. Wie im ersten Teil besprochen macht es Sinn, ein interdisziplinäres MES Auswahlteam zu haben – die IT sollte unbedingt von Anfang an mit dabei sein (falls sie das Auswahlprojekt nicht ohnehin auf ihrem Tisch hat)

Schauen wir uns auch hier wieder 1-2 Themen näher an:

Beispiel MES Architektur:

  • Client Server Konzept? Werden Virtual Server unterstützt?
  • Message basiert?
  • Cloud basiert? On Premise?
  • Welches GUI Konzept (fat GUI, Thin client, Browser basiert)?
  • GUI: Mehrsprachigkeit möglich?
  • Was ist die verwendete Datenbank? Achtung: daran hängen sowohl Lizenz Fragen, als auch die Möglichkeiten Ihrer IT u.U. unterschiedliche Datenbanken zu hosten und operational zu betreuen!
  • Welches Betriebssystem? Wie ist der Umgang mit Betriebssystem-Patches?
  • Skalierbarkeit: wie gut kann die Lösung ausgebaut werden? Wie einfach?
  • erwartete System Performance:
    • Dazu werden Zahlen von Ihnen erwartet: Anzahl der gleichzeitigen Nutzer des Systems, Anzahl der Transaktionen, gewünschte Antwortzeiten, etc.
    • Vergessen Sie nicht: das MES hat nicht nur die Interaktion mit dem menschlichen Benutzer zu verarbeiten, sondern auch mit weiteren Systemen wie ERP, Reporting, Messanwendungen etc., dazu kommen u.U. jede Menge Maschinendaten, bzw. Messdaten oder weitere Daten wie z.B. Sensordaten – dies erfordert die entsprechende Rechenpower bzw. Netzwerkgeschwindigkeit
    • Neben der o.g. Skalierbarkeit steht hier auch die Frage nach der Konzeption der Lastverteilung

Generell lässt sich sagen, dass eine gelungene Architektur die Basis darstellt, damit Ihre Lösung auch später erweiterbar, Skalierbar und offen ist – eine wichtige Voraussetzung für die Zukunft. Sehen Sie daher die (technischen) Diskussionen nicht nur als notwendigen Teil einer MES Auswahl sondern auch als Chance neue, innovative Konzepte und Ideen kennenzulernen. Seien Sie offen dafür!

Beispiel Performance:

Nutzen Sie die Zeit und machen Sie sich darüber ernsthaft Gedanken! Ihre Erwartungen an die Performance des Systems sollten unbedingt klar im Lastenheft ausgewiesen sein.

Denken Sie daran: es ist im Nachhinein definitiv einfacher darüber zu sprechen, ob eine bestimmte Transaktion eine Antwortzeit von 2 Sek. oder von 5 Sek. hat, oder ob Sie nur gesagt haben „es soll schnell gehen“! Im letzteren Fall haben Sie definitiv wenig in der Hand, um noch einmal nachzubessern. Schreiben Sie also auf, was genau „schnell“ bei Ihnen bedeutet: „Klick auf Button – Antwort innerhalb 2 Sek.“

Damit kann man arbeiten, zum einen hat der Hersteller einen konkreten Anhaltspunkt, wie er das System (also die Systemhardware) auslegen muss und zum anderen lassen sich die „2 Sek. Antwortzeit“ jederzeit klar überprüfen.

Also definieren Sie Dinge wie:

  • Antwortzeiten in der GUI Interaktion
  • Geschwindigkeit einer Systemabfrage
  • Verarbeitungsgeschwindigkeit bei Integrationstransaktionen (z.B. Übertragung von ERP Auftragsdaten)
  • Verarbeitungsgeschwindigkeit von Maschinendaten und -Transaktionen
  • wie schnell muss die Verarbeitung von Messdaten sein?
  • Geschwindigkeiten bei der Erstellung von Reporten

Auch bei den nicht-technischen Anforderungen gilt: je größer die Klarheit von Anfang an, desto kleiner die „Überraschungen“ im späteren Projektverlauf.

Es geht somit vor allem darum, Erwartungshaltungen klar zu formulieren. Dies gilt selbstverständlich nicht nur für die Performance. Jedoch ist Performance ein Thema, welches gerade am Anfang einer MES Auswahlphase gern vergessen wird, weil man sich an funktionalen technischen Themen „festbeisst“.

Sie werden im späteren Projektverlauf feststellen, dass sich bestimmte Wünsche an die Performance nicht immer zu 100% und 1:1 umsetzen lassen, z.B. auf Grund technischer Randbedingungen wie Netzwerk Geschwindigkeiten, Security Checks, vom Hersteller verwendete technische Zugriffsmechanismen auf Datenbanken etc. Mit einer definierten Erwartung ist es jedoch immer einfacher, diese technischen Randbedingungen mit den gewünschten Performance Zahlen in Einklang zu bringen bzw. zu Kompromissen zu kommen, die klar nachvollziehbar und kommunizierbar sind.

Wie bereits am Anfang dieses Artikels angedeutet – die Themen

  • Integration in Ihre Produktions- und IT-Landschaft
  • Ihre Anforderungen an den MES Hersteller sowie
  • ein paar praktische Tipps und Hinweise

folgen dann im nächsten Blogbeitrag. Stay tuned!

Klarheit für Sie!

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